Das Karussell dreht sich und dein Leben rast an dir vorbei. Aber du bist nicht auf der Überholspur, sondern fühlst dich wie in einem Hamsterrad. Aber nicht over the top, ja, nicht einmal nullachtfünfzehn. Es zieht dich tief hinunter, ein Gefühl wie unter Wasser, die Sinne taub und die Luft fehlt dir zum Atmen. Das Karussell dreht sich und dein Leben rast an dir vorbei.
Du fragst dich, warum du, warum hier, wann ist es so geworden, wann bist du so geworden. Du fragst dich, warum dir keiner hier raus hilft, warum keiner das Karussell anhält, keiner die Geschwindigkeit drosselt. Stellst mit deinen Fragen alles in Frage und das Karussell dreht sich immer schneller. Dein Fundament beginnt zu wackeln, dann zu bröckeln und schon zieht es dir den Boden unter den Füßen weg.
Blanke Panik erfüllt dich, du klammerst dich an der dünnen Haltestange fest, zitternd vor Anstrengung, taub vor Angst, doch das Karussell dreht erbarmungslos seine Runden und dein Leben rast weiter an dir vorbei.
Du weißt nicht, was du tust, als du einen Schritt nach vorne gehst. Einen Schritt ins Nichts. Du lässt die Haltestange los, an der du dich festgehalten hast, die dir Sicherheit versprochen hat. Und du fällst. Du fliegst nicht, noch nicht, aber du bewegst dich. Endlich bewegst du dich und du kannst atmen, endlich bekommst du Luft. Die Landung ist grob und sie tut weh. Du musst deine Einzelteile auflesen und dich sammeln, dich wieder neu zusammensetzen.
Es kostet so viel Kraft und der Verlust schmerzt, doch du bist im Hier und Jetzt und das Gefühl des Neubeginns verspricht Großartiges. Stück für Stück setzt du dich wieder zusammen. Zwei Schritte vor, einer zurück, aber du kommst voran. Dein neues persönliches Werk nimmt Form an und du stellst fest, dass dir deine neue Version sehr viel mehr gefällt, denn sie ist viel mehr wie du und viel mehr deins. Tag für Tag kannst du es spüren, spüren wie das Gewicht auf deinen Schultern immer mehr abnimmt. Es geschieht zwar langsam, aber es wird besser. Tag für Tag. Sonnenstrahl für Sonnenstrahl. Du bist dir bewusst, dass es wieder Regen geben gibt, garantiert. Manchmal wird sich das verbleibende Gewicht auf deinen Schultern zentnerschwer anfühlen, aber es wird besser. Tag für Tag. Sonnenstrahl für Sonnenstrahl. Denn auf Regen folgt Sonnenschein, so wie Liebe auf Schmerz. Und du wirst sie finden, deine ganz große Liebe, denn sie war immer schon da, nur verdeckt von dichten Gedankenwolken in deinem Kopf und auf die Seite gedrängt von deinen inneren Dämonen, die dich wachgehalten und dir deine Kräfte geraubt haben. Doch jetzt nimmst du diese Liebe bewusst wahr und gibst ihr einen festen Platz. Kümmere dich um sie. Mach sie stark. Mach sie groß.
Steig aus dem Karussell aus und versuche dich jeder weiteren Fahrt zu entziehen. Fokussiere dich auf das Wesentliche, auf das, was dich stärkt und wachsen lässt. Sei gut zu dir. Du bist dein Zuhause.
Wow – so ist es! Ein wundervoller Text – wahre Wortmagie! Vielen Dank
Vielen Dank für deine Worte!
Hallo Lisa!
Du schreibst einen sehr inspirierenden Text zu einem relevanten Thema, welches uns alle in den unterschiedlichsten Lebensphasen schon beschäftigte oder noch beschäftigen wird.
Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird.
Aber ich weiß, dass es anders werden muss, wenn es besser werden soll.
Georg Christoph Lichtenberg
Danke dir, auch für das sehr passende Zitat von Georg Lichtenberg!
Wirklich sehr schön geschrieben 🙂 Und so passend für viele Bereiche!